GUA SHA – eine Entstauungstechnik aus dem alten China

GUA SHA – eine Entstauungstechnik aus dem alten China

Artikel, erschienen in der NATURHEILPRAXIS, Pflaum Verlag, Dez. 05 Ausgabe

Autorin : Solange Eigl, Heilpraktikerin

 

Es ist mir ein Anliegen, die Aufmerksamkeit des Lesers auf ein altes traditionelles Heilverfahren zu lenken, dass in seiner verblüffenden Einfachheit und Wirksamkeit, seit 1996, meine Therapie, mit guten Erfolgen unterstützt.

Darüber hinaus möchte ich dazu beitragen, dass dieses Verfahren, in seiner geschichtlichen Entwicklung seiner Anwendung, in der es anfänglich von Ärzten praktiziert wurde und nachfolgend über therapeutisches Hilfspersonal, in die Familien Chinas Einzug fand, wieder in geschulte Therapeutenhand zurückfindet.

Guasha ist eine Technik, bei der die geölte Körperhaut, unter Druck eines Deckels, wie der schraubbare Deckel einer Milchflasche z.Bp., geschabt wird. Das Öl und die abgerundeten Unterseiten des Deckels sind Notwendigkeiten, um die Haut nicht zu verletzen. Das zu behandelnde Zielareal ist, je nach Beschwerdelokalisation, im gesamten Rückenbereich, einschliesslich des Nackens, an der vorderen Brust und an Gelenken zu suchen.

Ziel ist es, stagnierende Körpersäfte, wie Blut und Lymphe, die sich an Haut-, Binde- und Muskelgewebe ablagern, wieder „in Fluss“ zu bringen. Hierdurch werden Schmerzen vermindert, bzw. eliminiert, überschüssige Stoffwechselprodukte abtransportiert und die Zellversorgung optimiert. Gekoppelt an die Entstauung der Körpersäfte wird auch das Qi, eine feine Form der Energie, wie sie in unseren Leitbahnen oder Meridianen zirkuliert, befreit und es kann der Steuerung und Genesung all unserer Lebensvorgänge zur Verfügung stehen. Die gleichzeitige Stimmulation von Akupunkturpunkten, den sogenannten Shu- oder Zustimmungspunkten auf dem Blasenmeridian, zu beiden Seiten der Wirbelsäule, setzt zusätzliche Heilreize bei Inneren Erkrankungen.

Guasha bewährt sich zur Behandlung akuter und chronischer Beschwerden gleichermaßen :

Bei Schmerzzuständen verspannter Nacken- und Rückenmuskulatur, bei jeder Art von Kopfschmerz bis hin zur Migräne, zur Vorbeugung und Ausheilung grippaler Infekte, zur Begleitbehandlung von Allergien und Erkrankungen Innerer Organe.

Guasha ist eine wirkungsvolle Maßnahme, sei es in Kombination mit anderen Verfahren, wie Phytotherapie, Osteopathie oder mit der Traditionellen Chinesischen Medizin, Akupunktur und Kräuterrezepturen. Auch als einzige Maßnahme angewendet, garantiert sie dem Therapeut langfristigen Dank. Bereits unter der Behandlung kommt es häufig vor, dass Patienten den entstauenden Reiz durch spontane Erleichterungskommentare beantworten.

Worterklärung :

GUA = bedeutet Schaben, als Tätigkeit

SHA = beschreibt das äussere, sichtbare Zeichen von gestauten Körpersäften

und Qi

Die Übersetzung des chinesischen Schriftzeichens SHA = erhabene, rötliche, Hirse-ähnliche Hautausschläge

Es entfaltet sich unter dem schabenden Druck mittels des Deckels, auf nahezu schmerzfreie Weise, ein Hämathom-ähnlicher Ausschlag, der bereits am Folgetag der Behandlung stark abblasst und nach spätestens drei bis vier Tagen vollends verschwindet. In der Zeit des Verblassens „arbeitet“ die Therapie weiter und kann sukzessive Verbesserungen einleiten. Die Färbung des Ausschlages (von hellrot bis violett und blau) erlaubt diagnistische Hinweise, in wiefern eine akute oder chronische Störung vorliegt und wo (Organe,Gewebe) sie sich manifestiert, und diagnostisch, wieviele Behandlungen in etwa nötig werden.

Die Technik Guasha bewirkt, wenn auch nur an der Hautoberfläche angesetzt, in ihrer entstauenden Eigenschaft eine Tiefenwirkung, bis auf Organ- und Zellebene. Das wird möglich aufgrund der Kooperation zweier Meridiansysteme, die sich auf horizontaler und vertikaler Körperebene verbinden, um die Steuerfunktion aller Gewebe und Organe zu gewährleisten. Diese Verknüpfung, von der „Oberfläche“ in die „Tiefe“, wird in der Chinesischen Medizin als der „Pfad des Qi“ bezeichnet. Das Qi, wie es in diesem sich stark verzweigenden Meridian-Versorgungs-Netz fließt, ist von sehr feiner Natur. Das Bild von verschiedenen Zuständen des Wassers mag dies passend erklären. Eis, d.h. gefrorenes Wasser ist ein Ausdruck von Qi, in einer „groben“, manifesten Form, im Vergleich zu Nebel, Dampf, Dunst, was einer feineren, transzendenteren Form von Qi entspricht. Das Qi der Meridiane entspricht der feinen transzendenten, aber gleichzeitig der kraftvollsten Form von Qi.

Seine Aufgabe besteht einerseits darin alle Körperorgane und Gewebe in gesunder Tätigkeit am Leben zu erhalten, sie zu wärmen und deren Funktion zu stützen und zu schützen. Andereseits hat das Qi die dynamische Aufgabe alle Köpersäfte zu bewegen, um den Stoffwechsel und die Ernährung all unserer Gewebe zu ermöglichen. Es ist das Qi, das unser Blut bewegt, zur Lieferung von Nahrungsbausteinen und Sauerstoff an die Zelle, zum Abtransport verbrauchter Stoffe und Kohlendioxyd.

Zur horizonatlen Meridianebene zählen 12 Meridiane, je Körperhälfte, deren Namen jene Organe verraten, für die sie die Versorgung übernehmen (Lebermeridian versorgt die Leber; Blasenmeridian die Blase etc.). Ausserdem tragen sie für das Gewebe, das sie in ihrem Verlauf durchziehen, versorgende Verantwortung (Lebermeridian für den Fussrücken, Schienbein, inneres Knie, Oberschenkel-Oberseite; Blasenmeridian für das Auge, den mittleren oberen Kopfbereich, den mittleren Nacken, für den gesamten Rückenverlauf, Glutealmuskulatur, rückwärtige Oberschenkel, Kniekehle, Wade, Fussaussenseite bis zur Kleinzehe). Diese „horizontalen“ Meridiane fliessen dicht unter der Haut, unterhalb des Fettgewebes im Bindegewebe oder der Oberflächlichen Faszie, welche die Chinesische Medizin als COU LI oder „POREN“ bezeichnet. Von hier aus, wo sich auch der Verlauf der Arterien, der Venen, der Nerven, der Lymphgefässe finden, verbinden sich die horizontal verlaufenden Meridiane mit den vertikalen, den sogenannten „Kollateralen“ oder Hilfsmeridianen. Dies sind Meridiane, die die Steuerungsfunktion der horizontalen Meridiane bis in die Tiefe unseres Körpers ermöglichen und über weite Verzweigungen auch die Versorgung mehrerer Organe und Gewebe gleichzeitig, übernehmen. Auf diesem Weg versorgt der Blasenmeridian beispielsweise auch die Niere und das Herz, der Lebermeridian die Lunge und die Gallenblase. Die Information Körpersäfte bis in die Tiefe zu bewegen, wird über die Kollaterale weitergeleitet.

Aufgrund dieses dichten Qi-Systems von der „Oberfläche“ bis in die „Tiefe“ ist deutlich, dass im Fall einer Störung oder Erkrankung eine wechselseitige Beziehung eintreten kann. Eine Verspannung der Muskulatur k a n n ein Signal sein für eine Erkrankung eines Organs; eine Erkrankung eines Organs k a n n sich in einer Verspannung der Muskulatur wiederspiegeln. Das ist nicht zwingend, aber häufig ein gekoppelter Befund.

Für die Wirkungsweise von GUASHA ist wichtig festzuhalten, dass blockiertes Qi, im Erkrankungsfall die Körpersäfte zum Stagnieren bringt, was eine stoffliche Ansammlung einerseits und eine Unterversorgung von Organen und Gewebe andereseits zur Folge hat. Dies erklärt die Entstehung von Schmerz. GUASHA nutzt den „Pfad des Qi“ über die horizontale und vertikale Energieleitbahnen, um Qi und Körpersäfte in den gesunden Fluss zurückzuführen.

Krankmachende Ursachen, die Qi und Körpersäfte blockieren können, werden in der Chinesische Medizin in „innere“ und „äußere“ Faktoren unterschieden.

Bei den inneren Faktoren geht es um die Frage, welche konstitutionelle Veranlagung, formiert aus Erbanlagen, Persönlichkeitsstruktur, emotionale Ausgangslage, Abwehrverhalten, Lebensführung bringt ein Mensch mit, welche „Angriffsfläche“ bietet er, um durch das Hinzutreten äußerer Faktoren in eine Erkrankung zu „entgleisen“.

Mit den äußeren Faktoren ist, neben mechanischen Verletzungen durch Unfälle und Operationen, das invasive Eindringen bioklimatischer Faktoren gemeint, wie wir sie in Naturgeschehen erleben. Ist ein Mensch diesen Faktoren zu einem Übermaß ausgesetzt, dringen sie über das COU LI ein (eine Ausnahme ist der Wind, der über das im Fettgewebe fliessende WEI Qi=Abwehrenergie, eindringt und hier blockiert), bedingen das Stagnieren von Qi und Körpersäften, unter Umständen bis auf Organebene. Die chinesische Medizin ordnet jedem Organ einen bioklimatischen Faktor zu, das für den speziellen äußeren Faktor besonders empfänglich ist.

Organ Zang Äußerer klimatischer Einfluss

Lunge – Fei Trockenheit

Herz – Xin Hitze

Milz Pi Nässe

Leber – Gan Wind

Niere – Shen Kälte

Die Schädigung des jeweiligen Organes kann an verschiedenen Organmustern erkannt werden, wobei nicht alle gleichzeitig vorhanden sein müssen.

Krämpfe der Muskulatur, Tremor und Lähmungen, wandernde Gelenkschmerzen, verschwommenes Sehen, Augenflimmern, Lichtempfindlichkeit, Kloßgefühl im Hals, Tinnitus (stark an Intensität und Frequenz wechselnder Ton), halbseitige Migräne, vor allem pochend, in der Schläfenregion lokalisiert, Übelkeit und Erbrechen in diesem Zusammenhang, Völle – und Druckgefühl im rechten Oberbauch, lassen an eine Leberschädigung durch Windattacke denken.

Kältegefühle bis hin zum Frösteln, kalte Füsse, Cystitis, Rückenschmerz, typischerweise in der Lumbalregion, Tinnitus (oft Dauerton, eher leise) sind Nierenmuster infolge einer eingedrungenen Kälte.

Die grundlegende Erkenntnis der Traditionellen Chinesischen Medizin, dass der Mensch einen oder zwei dieser bioklimatischen Faktoren, auch im Inneren, als konstitutionelle Prädisposition trägt, macht ihn in besonderer Weise „anfällig“ für den jeweiligen äußeren klimatischen Einfluss. Man spricht hier von einem Leber-oder Wind-Typ, von einem Milz-Typ etc.

Mit GUASHA ist es möglich, die äußeren, eingedrungen klimatischen Faktoren auszuleiten. Der Effekt ist der des Schwitzens. Die Poren werden geöffnet, der pathogene Faktor entweicht, die Poren schliessen sich, und das wieder in Bewegung gebrachte Qi schützt den Organismus vor erneutem Eindringen. Und die Körpersäfte können wieder ungehindert fließen.

Auch als Präventiv-Maßnahme, zur Stärkung der Abwehr und zum Schutz vor Erkrankung, ist Guasha unbedingt empfehlenswert.

Aus Vollständigkeitsgründen möchte ich die Zuordnung der Chinesischen Medizin von Emotionen zu den Organen vornehmen, weil ich aus meiner Praxiserfahrung nicht genug betonen kann, wie sehr „fehlgeleitete“ Emotionen, vor allem wenn der Patient an ihnen festhält, positive Lebenskräfte behindern können.

Organe Zang schädigende Emotionen

Lunge – Fei Traurigkeit

Herz – Xin übermäßige Freude (Hysterie)

Milz Pi Grübeln, Sorgen, Nachdenklichkeit

Leber – Gan Wut, Zorn, Ärger (und Stress !)

Niere – Shen Angst

Nach der Lehre der TCM wirken sich obige Emotionen nachteilig, Qi-blockierend auf die zugeordneten Organe aus. Umgekehrt kommt es vor,

dass eine Störung an einem Organ, die entsprechende Emotion zulässt.

Meine Beobachtung, dass die GUASHA-Behandlung ein emotionales Gleichgewicht schafft, finde ich vielfach bestätigt. Leichtere Einschlaf- und Durchschlafstörungen haben sich ebenfalls verbessernd beinflussen lassen.

Die Bedeutung des Blasenmeridians für GUASHA :

Der Blasenmeridian, wird in seinem paravertebralen Verlauf auf jeden Fall in jede Behandlung mit einbezogen. Er beherbergt die SHU- oder Zustimmungspunkte für alle Organe, sowie Akupunkturpunkte für die Knochbietet uns zusätzlichen therapeutischen Nutzen bei der Stimmulierung dieser Punkte. Auch werden in seinem Verlauf gezielt spezielle Areale, bei entsprechenden Beschwerden, mit therapiert. Dies betrifft beispielsweise die rückwärtigen Oberschenkel und die Kniekehlen bei Lumbalbeschwerden.

Im Besonderen durchdringt und versorgt er die Nieren, auf welche, über den Nieren-SHU-Punkt ( BL 23, lateral des 2.LWK) mit GUASHA heilsam eingewirkt werden kann. Die TCM lehrt, dass der Niere besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist, weil in ihr das „Vorhimmels-Qi“ in der Essenz gespeichert ist, das sich im Lauf des Lebens eines Menschen sukzessiv verbraucht und nicht aufgefüllt werden kann. Eine gesunde Lebensführung (qualitativ gute Nahrung, ausreichender Schlaf und Seelenhygiene) verhindern, dass das „Vorhimmels-Qi“ frühzeitig im Leben vergeudet wird. GUASHA stärkt den Qi-Fluss der Niere und schützt „das Feuer der Vitalität“, vor allem in der vor uns liegenden kalten Jahreszeit.

Solange Eigl
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